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Martinstag-Tradition: Was hat ein Bischof mit einem Gänsebraten zu tun?

Am Martinstag gibt es traditionell einen Gänsebraten, obwohl neun von zehn Gänsen eher zu Ente raten würden. Kleiner Scherz. Doch woher kommt diese Tradition?

Ein knuspriger Gänsebraten.
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Der 11. November ist nicht nur für Karnevalisten und den Heiligen Martin ein Stichtag. Auch für viele Gänse handelt es sich um ein, sagen wir, besonderes Datum. Denn die Tradition verlangt am Martinstag einen Gänsebraten auf dem Tisch – und damit geht es jährlich mehreren Millionen Federtieren an den langen Kragen.

Der Martinstag und sein Gänsebraten: eine barmherzige Geschichte

Doch warum? Und wer ist überhaupt Martin? Ob der gute Mann eine besondere Vorliebe für Gänsebraten oder eine ausgeprägte Abneigung gegen diesen Vogel hatte, ist nicht überliefert. Bekannt ist er vielmehr für seine ausgesprochene Barmherzigkeit.

Der Heilige Martin bei der Mantelteilung.
Der Heilige Martin ist vor allem für seine selbstlose Mantelteilung mit einem Bettler bekannt. Credit: stock.adobe.com/zatletic

Geboren in Ungarn als Sohn eines römischen Offiziers, musste Martin im vierten Jahrhundert nach Christus einen Militärdienst ableisten. In dieser Zeit verfestigte sich sein christlicher Glaube, weshalb er erfolglos um die Entlassung aus der Armee bat. Er sah sich als Soldat Christi – doch sein Dienst als Soldat Roms sollte 25 Jahre andauern. In dieser Zeit trug sich ein Ereignis zu, das bis heute als die Legende von der Mantelteilung bekannt ist.

Inmitten eines bitterkalten Winters traf der junge Soldat, der zu dieser Zeit in Frankreich stationiert war, vor den Stadttoren von Amiens auf einen armen Bettler. Weder Schuhe noch warme Kleidung schützten den Mann vor den eisigen Temperaturen. Vorbeigehende ließen ihn einfach stehen. Wild entschlossen zu helfen, zog Martin seinen schweren Soldatenmantel aus, ergriff sein Schwert und teilte ihn entzwei. Die eine Hälfte gab er dem zutiefst dankbaren Mann, in die andere Hälfte hüllte er sich selbst.

Anstelle von Anerkennung erntete er Hohn und Spott der anderen Soldaten angesichts seines nun schäbigen Aussehens. Doch Martins selbstlose Tat sollte von nun an untrennbar mit seinem Namen verbunden bleiben. Er selbst nahm das Ereignis zum Anlass, sich taufen zu lassen, um seinen Glauben zu bekräftigen. Der Überlieferung nach, weil sich der Bettler später in einem Traum als Jesus Christus zu erkennen gab.

Versteckspiel im Gänsestall

Doch was hat nun der Martinstag mit Gänsebraten zu tun? Nur Geduld, dazu kommen wir noch. Nachdem er im Alter von 40 Jahren endlich aus dem Militärdienst entlassen wurde, zog er sich erstmal als Eremit auf eine einsame Insel im Golf von Genua zurück. So weit, so verständlich. Später ließ er sich jedoch voller Tatendrang in Frankreich nieder. Hier gründete er die Abtei Saint-Martin de Ligugé, das heute älteste bestehende Kloster Europas. Er lebte dort zurückgezogen und asketisch in einer schlichten Zelle.

Bei der Bevölkerung war der bescheidene und hilfsbereite Herr bekannt und beliebt. Als schließlich der Bischof von Tours verstarb, wünschte sich das Volk Martin als seinen Nachfolger. Martin jedoch sah sich nicht als Bischof – er, der einfache Mönch, soll ein so prunkvolles und hohes Amt bekleiden? Dies war mit seiner Lebensphilosophie nicht vereinbar. Der Legende nach versteckte er sich in einem Gänsestall, um der Ernennung zum Bischof zu entgehen. Die aufgeschreckten Gänse schnatterten jedoch lautstark und verrieten sein Versteck.

Martin wurde widerwillig zum Bischof von Tours ernannt, wo er rund 30 Jahre lang für viele Wohltaten verantwortlich wurde. Trotz seiner Stellung als hoher Würdenträger behielt er seine bescheidene Lebensweise bei.

Und die Gänse? Obwohl sie mit ihrem Geschnatter dafür gesorgt hatten, dass das Volk ihren ersehnten Bischof bekam, landen sie zum Dank alljährlich auf dem Esstisch. Und das seit Jahrhunderten. Gänsebraten ist nunmal lecker, unser Rezept solltest du dir auch nicht entgehen lassen.

Ein knuspriger Gänsebraten zum Martinstag.
Am Martinstag gibt’s Gänsebraten: eine jahrhundertelange Tradition. Credit: stock.adobe.com/HLPhoto

Dass ausgerechnet am 11. November der Martinstag mit einem Gänsebraten gefeiert wird, kann aber viele Gründe haben. Martin wurde am 11. November 397 beerdigt und später heiliggesprochen. Allerdings war dieser Tag im Bauernkalender seit jeher ein wichtiger Termin, weil hier die Lehnsabgaben fällig wurden. Diese wurden gern in Naturalien ausgezahlt – Gänse inklusive. Abgesehen davon ist der 11. November der letzte Tag vor dem Beginn der strengen 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten, in der kein Fleisch konsumiert werden darf. Das wäre eine Erklärung dafür, warum die Menschen es am Martinstag mit einem Gänsebraten nochmal richtig krachen ließen.